Rien ne va plus - Nichts geht mehr

Warum geht nichts mehr? Die meisten kennen es ohnehin aus dem Casino bzw. Roullete, denn ab einem Gewissen Zeitpunkt, wenn der Coupier "Rien ne va plus" sagt,  darf man keine Einsätze mehr legen.
In diesem Beitrag ist dieser Satz etwas anders gemeint; auch geht es hier nicht um Roulette, aber um so etwas Ähnliches: Spielhallen oder Spielotheken, in denen im Geldbeutel nichts mehr geht.
Spielotheken sind Einrichtungen, in denen man ausschließlich an Automaten sein Geld nur so rausschleudern darf. Diese Automaten funktionieren im Grunde nach dem selben Prinzip: digitale Walzen, die sich drehen. Je mehr man einsetzt, desto mehr scheint man gewinnen zu können. Entsteht dann bei den bunten Bildchen auf den Walzen eine besondere Konstelation, hat man etwas gewonnen. Diese Konstelationen sind verschieden und die Spiele sind mit Boni, Gewinnspielen, Jackpots und Freispielen nur so vollgepumpt, damit der Kunde auch ja nicht auf die Idee kommt, dass er verlieren könnte.

Das erste mal, als ich es ausprobierte, warf ich halbtrunken einen Euro in einen Automaten, der in einer Bar stand. Ich wusste garnicht, was ich machen sollte, drückte aber instinktiv auf den großen grünen Knopf, mit der abgenutzten Aufschrift "Start". Die Bildchen begannen sich zu bewegen und wurden von minderwertigen Sounds begleitet.
Als dann nach einer halben Minute ein paar meiner Freunde sich freuten, habe auch ich registriert, dass ich 130 € gewonnen habe.
Das Geld wurde zwar am selben Abend noch verbraucht, aber ich bekam natürlich Lust auf mehr. So ging ich am nächsten Abend gleich nochmal zu so einem Automaten, diesmal in einer Spielhalle. Dort sah ich nun viele seltsame Menschen, die so vertieft in ihre Spiele waren, dass sie mich anscheinend garnicht bemerkt haben.
Einer saß mit seiner Zigarette da, trank eine Spezi und schaute abwechseln auf zwei Automaten, in denen jeweils etwas mehr als 100 € waren. Der Nächste sah aus, als würde er schon Tage hier vermodern und drückte mit halbtotem Blick immer wieder auf den Start Knopf. Im nächsten Raum habe ich den Erstaunlichsten gesehen. Er lief mit einem Popcornbecher voller 2 € Münzen von Automat zu Automat und verteilte seine Münzen an die Maschinen, wie ein Pfarrer Hostien an seine Gläubigen verteilt. Ich setzte mich also hin und intergrierte mich in diesen Fremdkörper. Mittlerweile aber langweilt mich das rumsitzen an den Automaten; wahrscheinlich liegt es daran, dass meine Bilanz mit der Zeit immer negativer wurde. Vielleicht wurde ich auch durch einige Leute abgeschreckt, die behaupteten gerade ihr halbes Monatsgehalt verzockt zu haben.

Wieso sollte es überhaupt Sinn machen, zu spielen, wenn man am Ende scheinbar sowieso verliert?
Spielothekenbetreiber und Automatenhersteller behaupten, dass alles korrekt ist. Jeder Automat ist durch eine Software so eingestellt, dass er 70-80% des eingeworfenen Geldes wieder ausspuckt. Wieviel und wann er das macht, entscheidet der Automat. Wenn man also theoretisch 2000€ einsetzt, sollte man irgendwann etwa 1500€ wieder rausbekommen.
Die Realität sieht aber anders aus. Einer verliert eine große Summe, der Restbetrag wird unter anderen Spielern innerhalb eines größeren Zeitraums wieder aufgeteilt.
Vielleicht ist das eine Taktik, damit möglichst viele erstmal gewinnen, um wieder zu kommen, denn diese Teilgewinne halten den Suchtlevel aufrecht und geben den Betreibern das Alibi, dass man ja doch gewinnen kann. Es gibt so manche Absurditäten in diesem Marketingbereich.
Die oben genannten Chancen, Boni und Jackpots verstärken den Effekt und halten die armen Süchtlinge in der Spielhölle, damit diese für den ganz großen Gewinn noch ein paar Schulden mehr machen können.
Alles was man aus einer Spielothek also letztendlich mitnehmen kann, ist eine Mischung aus Langeweile, Frust und Dumpfheit und vielleicht noch ein paar Veilchen vom Geldeintreiber ;)

Was ich davon halte, ist klar: Die manipulative Spielhallenindustrie und die menschliche Schwäche in Verbindung mit dem Suchtfaktor ergeben eine grausige Mischung, in der Menschen ihre Libido zu einem trockenobst-ähnlichen Häufchen verkümmern lassen.


Wie gleichgültig und abgestumpft richtige Zocker werden können, wollte ich euch zum Abschluss in diesem Video zeigen:



Bis zum nächsten Mal !










6 Kommentare:

  1. Siehe die ganzen Farm- und Aufbauspiele auf Facebook. Da läuft es genauso.

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  2. Da hast du vollkommen recht und ein paar Online Games stehen auch auf meiner Wunschliste :)

    grüße

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  3. Das Gute ist: Zu Hause wird dir eher selten einer die Knarre vorhalten und dein Geld verlangen.

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  4. Stimmt allerdings. Wenn es aber doch einmal vorkommt, sagst du einfach abgebrüht, dass er sich das Geld selbst holen soll.

    grüße

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  5. "Jeder Automat ist durch eine Software so eingestellt, dass er 90% des eingeworfenen Geldes wieder ausspuckt. Wieviel und wann er das macht, entscheidet der Automat. Wenn man also theoretisch 2000€ einsetzt, sollte man irgendwann 1800€ wieder rausbekommen"

    Das ist leider so nicht richtig. Die Auszahlquote liegt eher bei 70 bis 80% und man bekommt auch keinesfalls sein Geld oder einen Teil davon "garantiert" wieder raus, da diese Quote auf einen langen Zeitraum über Monate berechnet wurde. Es ist tatsächlich möglich, viele hundert Euro reinzustecken und nichts passiert. Auf der anderen Seite ist es manchmal auch möglich, dass 1-2 Euro genügen, um zu gewinnen (hängt von der eigenen Risikobereitschaft ab).

    Richtig ist in jedem Fall: Glücksspiel lohnt sich langfristig NUR für den Betreiber, nicht für den Spieler.

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  6. Danke für die Berichtigung, ich werde das bei Zeiten korregieren. Ich hatte diese Information von einer Angestellten, die es anscheinend etwas zu gut mit mir gemeint hat ;)

    Dass die Auzahlung dieser 70-80% sich über einen längeren Zeitraum hinzieht, habe ich gewusst, aber vielleicht etwas zu undeutlich ausgedrückt.

    Danke für deinen Beitrag!


    Grüße

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